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wissen Sie, meine alte Jeans stand vor akutem Zerfall und war kurz davor öffentlich Ärgernis zu erregen. Also bin ich, ganz oldschool, in die Innenstadt, um Ersatz zu besorgen. In meinem neuen Beinkleid erscheine ich nun, zumindest äußerlich, wieder tadellos makellos.
Ich schreibe Ihnen von meiner Jeans, weil ich Ihnen von einer Begegnung erzählen möchte. Es passierte in der Fußgängerzone. Es war ein Herr mit üppigen Muskeln, dessen enges Shirt jedes antrainierte Gramm eindrucksvoll zur Schau stellte. In seiner Begleitung eine junge Dame, die auf ihre Weise auf eine Fülle ihrer Attribute aufmerksam machte. Die beiden verlassen in forschem Tempo, scheinbar ausschließlich mit der Strahlkraft ihrer Aura beschäftigt, den Seiteneingang eines Kaufhauses. Hätte ich nicht unmittelbar meine Richtung gewechselt, wir wären zusammengestoßen. Das war's.
Nun müssen Sie wissen, dass ich nicht das geringste Problem damit habe, anderen Menschen auf der Straße auszuweichen. Und es betrifft nicht nur jene, just beschriebene Spezies. Alles kein Problem. Ich frage mich nur, was passieren würde, wenn ich mit eben solchen, nicht ausweichenden Menschen, ins Gespräch geraten würde. Was würde passieren, wenn diese Menschen dann auf ihren Gleisen, abseits von Recht und Freiheit, bleiben würden? Wie lange würde ich dann noch ausweichen?
Ich brauche Bedenkzeit. Nutzen wir sie.
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Die Wucht der Angst: Die Oper "Doctor Atomic" im Theater Bremen
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Foto: Theater Bremen | Jörg Landsberg
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20 Jahre nachdem die erste Atombombe in der Wüste von New Mexico gezündet worden war, zitierte ihr Erfinder, Robert Oppenheimer, aus der heiligen Schrift des Hinduismus: "Jetzt bin ich zum Tod geworden, zum Zerstörer von Welten." Um diese Wucht der Angst, um die Folgen von Skrupeln, Selbstherrlichkeit und Fortschrittseifer, die bis zur Erfindung der Bombe die Wissenschaft verfolgten, hat das Theater Bremen jetzt eine faszinierende, zeitgenössische Oper inszeniert: "Dr. Atomic". Vor 18 Jahren feierte John Adams Werk mit dem Libretto von Peter Sellars in San Francisco seine Uraufführung. Bis Januar des kommenden Jahres ist es im Theater am Goetheplatz zu sehen.
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Christian Muthspiel und sein Orjazztra kommen in den Bremer Sendesaal
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Foto: Nikola Milatovic | La Strada Graz
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Vor vier Jahren hat Christian Muthspiel sich einen Traum erfüllt. Mit 17 jungen Musikerinnen und Musikern gründete er das Orjazztra Vienna, ein Jazzorchester. Schlagzeug und Bass besetzte er gleich doppelt. Dazu installierte er eine große Bläserfraktion mit Saxophonen, Posaunen, Trompeten, Flöten und Klarinetten. Jetzt hat Christian Muthspiel einen Hörfilm für sein Orchester komponiert, der sich auf 17 verschiedene Filmszenen des italienischen Regisseurs Federico Fellinis beruft. Damit kommt er mit seinem Orjazztra Vienna am 12. Oktober in den Sendesaal Bremen.
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Neues, persönliches Album: Miu zu Gast in der Music Hall Worpswede
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Foto: Imago | Willi Schewski
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Mit bürgerlichem Namen heißt sie Nina Graf. Miu nannte sie sich, nachdem sie alles hingeschmissen hatte, nur um Musik zu machen. Ihre Stimme klingt oft zart, fast engelsgleich. Und nur einen Song später ertönt aus ihr ein Soul, als sei plötzlich Amy Winehouse auferstanden. Auf diese Weise schießt Miu sich auf Platz eins der deutschen Soul-Charts und wird erster Pop-Act in der Hamburger Elbphilharmonie. Von ihrem neuen Album "Crime Alley" behauptet Miu, es sei das persönlichste, das sie je veröffentlicht habe. Am 7. Oktober ist sie in der Music Hall in Worpswede.
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Sie werden es bemerkt haben: Der Abend mit Miu wäre mir eine Freude. Und meine neue, makellose Jeans freut mich auch. Mit ihr werde ich manchem Menschen begegnen. Anderen werde ich ausweichen. Kein Problem. Aber was, wenn es nicht um eine Straße geht, an der wir uns treffen, sondern um einen Weg? Was, wenn dann Worte fallen, die Sie, mich und unsere Werte himmelschreiend angreifen? Dann graut es mir. Wann werden mir dann Worte fehlen? Kann ich dann auf Ihre Worte zählen? Ich gebe zu: Davor fürchte ich mich. Ich bin kein Fan des Kriegsherrn Napoleon Bonaparte. Aber in diesem Punkt hatte er möglicherweise Recht:
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Mut gleicht der Liebe. Er bedarf der Hoffnung als Nahrung.
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Jens Schellhass
Bremen-Zwei-Autor
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taucht am liebsten in Lebensgeschichten und Schicksale ein, abseits von Prominenz und Aktualität. Er läuft mit offenen Ohren und Augen durch Bremen und hat ein Gespür für die feinen Dinge, die das Leben reicher machen.
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Out Loud: Christina Clemm
4. Oktober um 19:30 Uhr im Kulturzentrum Lagerhaus, Bremen
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Jinjoo Cho und Thomas Hoppe
5. Oktober um 20 Uhr im Sendesaal, Bremen
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Radio-Bremen-Krimipreis
5. Oktober um 20 Uhr im Kleines Haus des Theater Bremen
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